Will Trent 01 - Verstummt by Slaughter Karin

Will Trent 01 - Verstummt by Slaughter Karin

Autor:Slaughter, Karin [Slaughter, Karin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-02-01T16:00:00+00:00


Kapitel 25

9.30 Uhr

Will beobachtete Pete Hansons Hände, während der Leichenbeschauer Cynthia Barretts Bauch und Brust mit geschickten Bewegungen zunähte. Mit groben Stichen verschloss er den Y-Schnitt wieder, den er zu Beginn der Autopsie vorgenommen hatte. Während der Prozedur hatte Will sich eher auf einzelne Körperteile konzentriert als auf das Ganze, aber jetzt war nicht mehr zu verdrängen, dass Cynthia Barrett ein menschliches Wesen war, fast noch ein Kind. Mit ihrem schlanken Körper und den zarten Gesichtszügen hatte sie beinahe etwas Elfenhaftes an sich. Wie ein Mann diesem Mädchen so etwas hatte antun können, überstieg seine Vorstellungskraft.

»Das ist traurig«, sagte Pete, als könnte er Wills Gedanken lesen.

»Ja.« In dem Moment, als er die Leichenhalle betreten hatte, musste Will die Zähne zusammenbeißen. In seiner Karriere als Verbrechensbekämpfer hatte Will schon alles Mögliche gesehen, was man Menschen angetan hatte, aber es schockierte ihn immer noch, wenn ein Kind das Opfer war. Er musste dann an Angie denken, an die abscheulichen Dinge, die sie erlebt hatte, als sie noch ein

kleines Mädchen war. Bei dem Gedanken krampfte sich ihm der Magen zusammen.

Die Tür ging auf, und Michael Ormewood kam herein. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und an seinem Kinn klebte ein Fetzchen Papiertaschentuch - offensichtlich hatte er sich beim Rasieren geschnitten.

»Tut mir leid, dass ich zu spät komme«, sagte Michael.

Will schaute auf seine Armbanduhr; es war eher ein Reflex, aber als er den Kopf wieder hob, sah er, dass Michael irritiert wirkte.

»Schon okay«, sagte Will und erkannte, dass er das Falsche gesagt hatte. So versuchte er es mit: »Dr. Hanson ist eben am Abschließen. Sie haben nichts versäumt.«

Michael schwieg, und Pete löste die Spannung mit den Worten auf: »Ihr Verlust tut mir sehr leid, Detective.«

Nach ein paar Sekunden nickte Michael. Er wischte sich über den Mund und entfernte dabei das Fetzchen vom Kinn. Überrascht blickte er das blutige Papier zwischen seinen Fingern an und warf es in den Abfalleimer. »Zu Hause war's ein bisschen schwierig.«

»Kann ich mir vorstellen.« Pete klopfte ihm auf die Schulter. »Mein Beileid.«

»Ja«, pflichtete ihm Will bei, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte.

»Sie war ja nur eine Nachbarin, aber trotzdem...« Michaels Lächeln wirkte gekünstelt, als hätte er Schwierigkeiten, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. »Es macht einen fertig, wenn so etwas einem so unschuldigen Kind passiert.« Will beobachtete, wie sein Blick nun zu der Leiche wanderte, sah Verzweiflung in seinen Augen aufblitzen. Michael streckte die Hand aus, als wollte er über die blonden Haare streichen, zog sie dann aber wieder zurück. Will erinnerte sich, dass Michael sich tags zuvor genauso verhalten hatte. Es war, als wäre Cynthia sein eigenes Kind, nicht das seines Nachbarn.

»Armes Baby«, flüsterte Michael.

»Ja«, pflichtete Pete ihm bei.

»Sorry, Jungs«, sagte Michael. Er räusperte sich ein paarmal, wie um sich zusammenzureißen. »Was haben Sie, Pete?«

»Ich wollte eben meine Zusammenfassung mit Agent Trent durchgehen.« Pete fing an, das Tuch, das den unteren Teil der Leiche bedeckte, zurückzuziehen.

Michael zuckte sichtlich zusammen. »Nur das Wichtigste, okay?«

Pete zog das Tuch wieder hoch, bis knapp unter den Hals des Mädchens, und erklärte dann: »Ich glaube, sie ist gestolpert und hat sich den Kopf

angeschlagen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.